Westbad an gestiegene Bedarfe anpassen!

Anfang Mai teilte das Sportressort mit, dass sich der geplante Um- und Neubau des Westbades verzögert, weil die Fundamente des Kellergeschosses durch Pfahlgründungen stabilisiert werden müssen. Dies wird mindestens ein Jahr dauern. Damit besteht die Chance, die Zwischenzeit zu nutzen, um die vorliegenden Planungen des Neubaus noch einmal zu überarbeiten und die eklatanten Mängel zu beheben.   

Der vorliegende Entwurf für den Neubau sieht vor, die Wasserfläche im Hallenbad um insge­samt ca. 30 Prozent zu verringern:

  • Der bisherige Nichtschwimmerbereich (104 qm) soll komplett entfallen;
  • das Planschbecken für Kleinkinder soll von 35 auf 17 m² halbiert werden;
  • das bisherige Lehrschwimmbecken von soll von 133 auf 75 m² verkleinert, der Hubboden gestrichen und die Wassertiefe auf 80 bis 120 cm verringert werden;
  • Für das Kursschwimmbecken ist Sole nicht mehr vorgesehen;
  • die Sauna und die Gymnastikhalle für Trockenkurse sollen ersatzlos gestrichen werden.

Ziel des Senats war es, den Neubau als ein „vorrangig am Schwimmsport ausgerichtetes Hallenbad“ zu realisieren und damit Kosten beim Neubau und beim Personal zu sparen. Dabei stellt der Senat selbst fest: „Das Bad ist der am stärksten frequentierte Begegnungsort im Stadtteil. Hier treffen die vielfältigen Nationalitäten des Bremer Westens auf die der Stadtgesellschaft Bremens. Seine Angebote tragen erheblich zum funktionierenden Zusammenleben der Kulturen bei und begünstigen die Gesundheitsvorsorge“ (Senatsvorlage „Umsetzung Bäderkonzept“, 12.9.2017). Genau diese Faktoren werden aber durch die genannte Verringerung der Wasserflächen und Angebote geschwächt und stehen in keinem Verhältnis zu den Bedarfen im Bremer Westen, die in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind.

  • Schon dem ursprünglichen Bäderkonzept von 2014 ist zu entnehmen, dass Bremen im Vergleich mit anderen Städten dieser Größenordnung über geringe Hallenbad­flächen verfügt, die überdurchschnittlich häufig genutzt werden. Dabei weist das Hallenbad West den größten Einzugsbereich aller Bremer Schwimmbänder auf.
  • Für den im Frühjahr 2018 von der Stadtbürger­schaft verabschiedeten Sportentwick­lungs­plan wurden Vereine und Bürger*innen nach ihrer Zufriedenheit mit Qualität und Verfügbarkeit von Sportstätten befragt. Dabei zeigte sich, dass diese – auch im Vergleich mit Befragungen in anderen Städten - die Versorgung mit Hallenbädern und den Zugang zu Schwimmzeiten als sehr mangelhaft beurteilen.
  • Hinzu kommt, dass der Neubauplanung des Westbads (2014) die Prognose zugrunde lag, dass die Bevölkerung im Bremer Westen zurückgehen wird. Tatsächlich sind die Einwohner*innen­zahlen deutlich gestiegen. Insbesondere steigt die Anzahl der Kinder im Grundschulalter signifikant an und wird sich in den nächsten Jahren laut aktueller Schülerzahlprognose im Bremer Westen um 23 Prozent erhöhen.
  • Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Bürgerschaft im Mai 2018 zwei Anträge beschlossen hat, die verstärkte Anstrengungen vom Bildungsressort fordern, um die Zahl der Bremer Kinder, die sicher schwimmen können, deutlich zu erhöhen.

All dies spricht dafür, dass die verfügbaren Schwimmflächen und Angebote im Westbad nicht reduziert, sondern ausgeweitet werden müssen.

Inzwischen fordern sowohl der Ortsbeirat Gröpelingen als auch eine große Anzahl von Initiativen und Vereinen im Bremer Westen eine Neuplanung des Bremer Westbades. Neben den genannten Gründen führen sie weitere Umstände an, die eine Vergrößerung gerade des Westbades dringend notwendig machen.

  • Die verfügbare Schwimmfläche im Bremer Westen ist bereits durch die Schließung des Goosebads und durch die Verkleinerung der Schwimmfläche im Freibad geschrumpft. Eine weitere Reduzierung ist nicht vertretbar;
  • Der Bremer Westen weist aufgrund seiner Bevölkerungsstruktur, die einen relevanten Anteil von zugewanderten Bürger*innen beinhaltet, einen besonders hohen Nichtschwim­mer*innenanteil auf;
  • In einem Stadtteil mit großen gesundheitlichen Problemen in weiten Teilen der Bevölkerung und einer deutlich niedrigeren Lebenserwartung als in besser gestellten Wohnvierteln müssen ausreichend gesundheitsförderliche Angebote – Sauna, Solebad und Gymnastikhalle eingeschlossen – vorhanden sein;
  • Eine wachsende, jünger und vielfältiger werdende Bevölkerung braucht eine für unterschiedlichste Besucher*innen aller Altersgruppen attraktive Freizeiteinrichtung, die zur Aufwertung des Wohngebiets beiträgt.

All diese Gründe zeigen, dass die bisherige Planung des Westbad-Neubaus unzureichend ist und dringend überarbeitet werden muss. Die erzwungene Verzögerung durch die notwendig gewordenen Pfahlgründungen bietet eine letzte Möglichkeit, diese Fehler zu beheben, bevor ein billiger Neubau des Westbads realisiert wird, der für die nächsten Jahrzehnte eine erkennbar unzureichende Infrastruktur festschreibt.

Die Bürgerschaft (Stadtbürgerschaft) möge beschließen:

Die Stadtbürgerschaft stellt fest:

  1. In Anbetracht der generellen Unterversorgung mit Hallenbad-Schwimmflächen in Bremen, den steigenden Anzahl von Schulkindern und den besonderen Bedarfen im Bremer Westen bietet der geplante Neubau des Westbads eine nur unzureichende Ausstattung an Schwimmflächen für Schwimmunterricht, Kurse und Wassergewöhnung und senkt die Attraktivität als gesundheitsorientierte Freizeitstätte und interkultureller Begegnungsort.

Die Bürgerschaft (Stadtbürgerschaft) beauftragt den Senat,

  1. den bisherigen Entwurf für die Umgestaltung des Westbades zu überarbeiten und dabei die Schwimmbecken fürs Lehrschwimmen, für Kurse, fürs Planschen und Kuren deutlich zu vergrößern. Sie müssen mindestens die Größe der bisherigen Schwimmbecken erhalten, nach Möglichkeit mehr. Warmbecken/Kursbecken sowie Lehrbecken sind mit Hubboden auszustatten;   
  2. das Westbad auch für Freizeit- und Spaßschwimmer*innen aller Kulturen, Alters- und Geschlechtsgruppen, für Familien und für behinderte Bürger*innen als gesundheits­fördernden Aufenthaltsort und sozialen Treffpunkt im Bremer Westen attraktiv zu gestalten. Dafür sind zumindest der Erhalt des Solebads sowie eine moderne Neugestaltung des Sauna- und Fitnessbereichs inklusive Gymnastikhalle vorzusehen.
  3. Bei der Neuplanung sind Nutzer*innen aus Schulen und Kitas, aus relevanten Vereinen und Institutionen, Freizeitbesucher*innen sowie die Beiräte im Bremer Westen einzubeziehen, um die Bedarfe aller Nutzer*innengruppen angemessen zu berücksichtigen, damit das Westbad auch weiterhin der am stärksten frequentierte Begegnungsort im Stadtteil mit seiner unverzichtbaren Bedeutung für Integration und Gesundheit bleibt.

Cindi Tuncel, Kristina Vogt und Fraktion DIE LINKE